Eine Filmkritik:
Was fühlen wir, wenn wir allein und ganz auf uns selbst gestellt sind ?
Was verbirgt sich hinter „Solo“ ?
Die offizielle Netflix Filmbeschreibung: Ein Surfer stürzt in einer einsamen Gegend der Kanaren von einer Klippe und reflektiert im Überlebenskampf über sein Leben und die Liebe. Nach einer wahren Begebenheit.
Was ich sehe …
Der Film startet eindrucksvoll, indem ein Mann mit den Händen an einer Klippe über dem Meer hängt – dramatisch-spannende Musik untermalt das Ganze, verbunden mit bewegter Kameraführung aus der Vogelperspektive. Das katapultiert die Aufmerksamkeit sehr schnell auf den Fakt…
Wie alles begann …
Zerfetzt wird dieser erste Eindruck von einer Rückblende. Menschen, die surfen gehen und später bei einem Fest am Strand um ein Lagerfeuer sitzen. Eine Frau und ein Mann, deren Liebe und deren Trennung gleichermaßen thematisiert wird. Genauer betrachtet handelt sich um den Surfer Álvaro Vizcaíno, der seine Freundin wohl mehrfach betrogen hat und seine Familie nie anruft. Er wird als egoistisch und selbstbezogen dargestellt. Es wird ersichtlich, dass sich seine Freundin von ihm getrennt hat und sie mit einem anderen Mann zur Strandparty kommt, wo Álvaro aus Eifersucht mit ihm Streit anfängt. Am nächsten Morgen sieht man ihn in seinem Auto aufwachen und einfach losfahren. Die Stimmung ist still und atmosphärische Bilder der Landschaft begleiten die Autofahrt auf dem Weg zu einem noch einsameren Ort an der Küste. Mit seinem Surfboard unterm Arm geht Álvaro hinunter zum Strand und rutscht auf dem Sand aus …
Was folgt …
Er fällt ins azurblaue Wasser und schlägt unter Wasser mit der Hüfte am Felsen auf. Danach beginnen fast 2 Tage Überlebenskampf geprägt von seinen Ängsten, Erschöpfung, Hunger und Durst. Immer wieder vermischt sich Erinnerung und Wunschdenken von Álvaro mit Halluzination und Verzweiflung.
Was bewegt …
Eine Sanduhr mit Álvaro, der durch den Sand läuft und von hinten zu sehen ist, als Cover des Films spricht schon vorm Abspielen Bände. Wurde man selbst schon einmal verlassen und tat das wirklich weh, dann spürt man seine eigenen Narben im weiteren Verlauf des Films deutlich. Die Sanduhr als Sinnbild dafür, dass unsere kostbare Zeit (und die Zeit gegenseitiger Liebe) begrenzt ist, wird schmerzhaft bewusst.
Eigene Erinnerungen an Verlust und damit verbunden, alle Scham-und Schuldgefühle kriechen hoch und drängen sich als Tränen in die Augen. Ich weine und schluchze leise in meine Pulloverärmel. Ich fühle mich tief ergriffen von der Authentizität, mit welcher mir die Szenen des Films zeigen, was ich irgendwann selbst auch so tief gefühlt habe: Dankbarkeit für all das, was war und das Gefühl von Vergebung dem Leben und sich selbst gegenüber.
Aber eben auch die Entmachtung meiner Vorstellung allumfassender Liebe, die für immer währen soll und dafür das Gefühl, dass ich allein und jederzeit solo auch immer gut für mich sorgen könnte…
Mein Fazit
Der Film zeigt eine wunderschöne, einsame Seite von Fuerteventura. Die Gefühle, die mit den Wellen aus dem Film auch in die Seele schwappen, waren für mich überwältigend. Ich habe mich verstanden und berührt gefühlt von der Botschaft, die der Film Solo vermittelte: Demut gegenüber einem Leben in grundsätzlichster Form, Dankbarkeit den Menschen gegenüber, die mich immer begleiten oder begleitet haben und als wesentlicher Punkt auch Selbstreflektion, um sich dessen bewusst zu werden.
Ich lege euch den Film wirklich ans Herz, aber Achtung:
Es könnte dich eine Welle der Erinnerung mitreißen!
Alles Liebe, Jane