Umso intensiver ich Nähe fühle, desto schneller gehe ich auch auf Distanz.
Nähe macht mir manchmal Angst
Bis vor einiger Zeit habe ich mich nicht gefragt, ob ich Nähe zu anderen Menschen gut zulassen kann.
Ich war immer ein aufgeschlossener und sehr kontaktfreudiger Mensch.
Ich rede gern und viel, bin oft laut, manchmal unüberlegt oder auch sehr dominant mit meiner fordernden Art.
Mein Auftreten ist taff und ich stehe mitten im Leben.
Beruflich, wie privat bekomme ich den Alltag als Mutter recht gut auf die Reihe.
Es interessiert mich immer, wie es meinem Umfeld geht und meine mitfühlende Art schafft Vertrauen untereinander.
Ich höre gern zu und fühle schnell Resonanz in den Emotionen anderer.
Eine starke Frau
Und genau das ist es, was es schwer macht.
Aus dem Grund, dass genannte extrovertierte Eigenschaften viele Menschen schnell in dieses Licht rücken, dass sie doch alles haben und auch alles bekommen.
Weil sie sich gut ausdrücken können.
Das aussprechen, was notwendig ist.
Das sie sich selbst und anderen nah sind.
Doch warum kann ich Nähe manchmal nur schwer annehmen ?
Ich bin überzeugt davon, dass viele dieses Gefühl kennen.
Wir alle wollen einander nah sein, geben und empfangen.
Gute Partner sein.
Es macht unsere sozialen Bindungen erst sicher und liebevoll.
Erleben wir Schmerz, beispielsweise in zwischenmenschlichen Beziehungen, beginnt sich in einigen Fällen und je nach Schwere,
innerlich etwas zu verändern.
Wir fangen an, uns selbst zu schützen.
Dieser Schutz kann Resignation sein oder Wut.
Er kann in blindem Einfordern von Liebe und Zuneigung enden.
Oder der Schmerz verschafft uns Distanz im Herz.
In meiner Nähe liegt Distanz
Ich spüre das sehr schnell den Beziehungen zu Männern.
Mein Herz möchte immer alles geben.
Wenn mein Partner jedoch mal nicht alles geben kann, fühle ich mich extrem schnell lose mit ihm.
In mir entsteht eine stumpfe Unsicherheit und Dissonanz, welche sich in meinem Rückzug widerspiegelt.
Dies wiederum versteht mein Gegenüber meist nicht oder falsch und ist überzeugt von überzogenem Stolz oder emotionaler Kälte.
Ich verstehe immer mehr, dass dies einer der Gründe ist, warum meine Beziehungen vielleicht stets schwierig waren und auch immer noch sind.
Weil ich mich scheinbar innerlich schlagartig entfremde, damit in mir nichts kaputt geht.
Da liegen einfach schon zu viel in Scherben …
Mir hilft es, dass mir das eigene Rückzugsverhalten bewusst wird.
Das ich aufmerksam und reflektierend damit umgehen möchte.
Die Anfälligkeiten durch Stress und Problemsituationen im Umgang mit dem Gegenüber erkennbar zu machen und auch einfach mal zu relativieren.
Reden hilft
Erkennen wir selbst, dass wir uns gerade – unserem bekannten Muster entsprechend – zurückziehen, dann sollten wir den Mut finden, mit dem Anderen zu reden.
Nimmt er uns in diesem selbstunsicheren Moment in den Arm, weil er unsere Schwachstelle kennt und wir uns vom Herzen her öffnen können, dann beginnen wir uns wieder zu verändern.
Zu vertrauen.
Uns zu öffnen.
Nahbar zu sein.
Ja, wir müssen uns manchmal distanzieren.
Jeder tut es.
Es ist ein wichtiger Schutzmechanismus, geprägt von vielen Erfahrungen.
Aber es bringt uns viel weiter, wenn wir lernen, anders mit Nähe und Distanz umzugehen.
Das Abgrenzung nicht immer mit Näheverlust oder Entfremdung einhergeht.
Das weder extrovertierte, noch introvertierte Menschen dahingehend mehr oder weniger geben können.
Das es keine Frage des Charakters ist.
In der Distanz zu Dingen, Mustern und festgefahrenen, inneren Einstellungen können wir uns näher kommen.
Die Nähe zu uns selbst finden und dann auch zu anderen.
[…] tief, auch wenn ich besser gelernt habe, dies zu verbergen. Schnell fühle ich dann diese starke Ambivalenz, die ich seit jeher kenne. Mich selbst zu kontrollieren ist meine Reaktion auf diese […]