Im Schatten der Angst

Evolutionsbedingt ist Angst ist eines der ursprünglichsten Gefühle des Menschen. Wir müssen uns nicht schämen, vor etwas Angst zu haben.
Es war durchaus sinnvoll, dass unsere Vorfahren vor wilden Tieren Reißaus genommen haben, denn auf diese Weise haben sie das Überleben der Menschheit gesichert.

Wovor sich Menschen fürchten ist individuell sehr verschieden. Aber bei allen geschieht körperlich dasselbe:

Unterschiedliche Gehirnbereiche arbeiten komplex zusammen und sind an der Entstehung von Angstgefühlen beteiligt.
Sie bescheren uns das wohl jedem bekannte Herzrasen, erweiterte Pupillen und Schweißausbrüche.

Angst verursacht Fluchtreflexe

Im Wandel der Zeit haben sich unsere historischen Überlebensängste jedoch stark verändert:

heute haben wir vermehrt Prüfungsangst, Angst zu versagen, Lampenfieber, Existenzangst in Form von Geldmangel, Perspektivlosigkeit im Job und Verlustängste.

Doch wo fängt Angst eigentlich an ?

Als ich ein Kind war, habe ich mir immer die Bettdecke so über den Kopf gezogen, dass nur noch meine Nasenspitze rausgelukt hat.
Meine Fantasie war enorm und ich war überzeugt, dass in der Dunkelheit Geister um mein Bett herum tanzen oder andere schreckliche Kreaturen auftauchen würden.
Die Decke über mir war wie eine kleine Höhle und ich der kleine Höhlenbewohner.
Ich erinnere mich, dass meine Mutter immer Angst hatte, dass ich darin keine Luft bekommen könnte.
Aber nur so schlief ich sicher ein…

Meine Ängstlichkeit vielen Dingen und Situationen gegenüber fing dort bereits an, davon bin ich überzeugt.
Zugegebenermaßen ist bekannt,  dass kleine Kinder neuen Situationen oder Unbekanntem oftmals ängstlich oder verschreckt gegenüberstehen – einige mehr , andere weniger.
Es ist schwer herauszufinden, ob unsere Angst „normal“ ist oder doch übertrieben.

Angst kann dich lähmen

In Situationen in meinem Leben, die mir große Angst gemacht haben, hatte ich meist keinen Fluchtreflex, sondern war wie versteinert.
Das Herz schlug mir bis zum Hals, das Gesicht war blass, aber ich konnte mich nicht rühren.
Schockstarre. Lähmung. Das Gefühl, dass ich der Angst ausgeliefert bin.
Dieser Zustand innerhalb angstmachender Situationen wurde im Laufe der Zeit und mit zunehmendem Alter stetig schlimmer – tatsächlich nie besser.

In heutiger Zeit lassen wir unsere Angststörungen therapieren.
Verhaltenstherapien sollen uns die Furcht nehmen, bewusst in Situationen einzutreten, welche uns Beklemmungen verschaffen.

Während meiner Verhaltenstherapie zu Zeiten der Essstörung war die Angst davor zu essen und das Essen nicht zu erbrechen, immer vorherrschend.
Meine Therapeutin schrieb mit mir gemeinsam einen Einkaufszettel, im Anschluss gingen wir einkaufen.

Wir redeten darüber, was ich fühlte, wenn ich die Lebensmittel in den Einkaufswagen legte.

Ich war immer ängstlich.
Ich hatte Schiss, es später mit ihr zuzubereiten und es vor mir als gefühlt riesigen Teller voller Feinden in Form von Kalorien stehen zu sehen.

Und dann diese schwere Unsicherheit – gleichsam einer Bedrohung – es auch noch mit ihr gemeinsam essen zu müssen.

Indem wir lernen, uns der oftmals irrationalen Angst zu stellen, lernen wir auch, dass wir sehr viel dafür tun können, ihr zu begegnen.

Angst ist keine Schwäche

Es fühlt sich oft so an, als ob sie uns schwächt.
Wie ein diffus-dunkler Schatten, den wir nicht einfach so abschütteln können.
Doch sie ist ebenso treibende Kraft.
Verleiht uns nie dagewesenen Mut, der uns stark macht.
Stark für das Leben trotz und wegen all unserer persönlichen Gefühlen in der Angst.
Sie kann uns helfen, bewusster hinzusehen, warum und wie wir in manchen Situationen mit unserem Furchtmodus reagieren.
So werden wir wieder handlungsfähig.

Vor wilden Tieren müssten wir auch heute noch – genau wie unsere Vorfahren – flüchten …
Vor unseren Ängsten nicht!

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  • Antworten Erica 20. Februar 2018 um 18:53

    Sehr schön. Danke.

    • Antworten Jane 21. Februar 2018 um 12:44

      Hallo Erica, vielen Dank für dieses tolle Feedback. Alles Liebe, Jane.

  • Antworten Altlasten - The inner me 1. März 2018 um 20:33

    […] mehr da und meine Mutter versuchte, alles irgendwie am Leben zu halten. Zwischen Rebellion und Rückzug in Angst begann ich, mich selbst zu verletzen. Mit den scharfen Kanten von Spitzern schnitt ich mir ins […]

  • Antworten Eine neue Welt entdecken - auf nach London - The inner me 31. Mai 2018 um 20:31

    […] den Vorbereitungen wieder ziemlich verdrängt. Nun standen wir auch schon am Flughafen und meine Flugangst holte mich ein. Als wir knapp 6 Stunden nach dem zeitigen Aufstehen mit unseren Koffern vorm […]

  • Antworten Wandel dich und bleib wie du bist - The inner me 7. Juni 2018 um 10:58

    […] Was wir heute beruflich und individuell erreichen können, macht uns unabhängiger von den Fesseln vergangener Epochen. Vorbei sind die Zeiten, in denen Frauen hinter dem Herd standen und Männer auf die Jagd gingen. […]

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