Emotionen leben

Wir alle leben in einem sozielen Gefüge und in emotionalen Beziehungen zu anderen Menschen. Wir gehen Bindungen ein, welche emotionale Grundbedürfnisse nach Nähe, Zuwendung und Innigkeit befriedigen sollen. Emotionale Grundbedürfnisse sind dabei unterschiedlich stark ausgeprägt. Sie hängen von Faktoren wie Lebensumständen, Gesellschaftszugehörigkeit und der Befriedigung von Existenzbedürfnissen ab.

Bei Menschen, welche täglich nicht genügend zu essen haben, in Kriegsgebieten leben und ihre körperlichen Grundbedürfnisse nach Essen, Schlaf, sauberer Kleidung oder medizinischer Versorgung nicht abdecken können, werden Bedürfnisse im seelisch-geistigem Bereich eher hinten anstehen.

Emotionen weichen dem Notwendigstem.

Sind Grundbedürfnisse nach Sicherheit befriedigt und wir existenziell nicht bedroht, wenden wir uns mehr unseren sozialen Beziehungen zu.

Unser Bedürfnis nach Partnerschaft und Freundschaft ist groß. Im Laufe unseres Lebens führen wir meist mehrere partnerschaftliche Beziehungen, leben mit Menschen zusammen, sei es in Familie oder mit Freunden. Wir bekommen Kinder, was uns meist noch einmal eine andere emotionale Welt offenbart, welche wir noch nicht kannten.

In einer für uns wertvollen, sozialen Umgebung fühlen wir uns geborgen.

Hier können wir uns ehrlich und ungeschönt mitteilen, spüren emotionale Ressonanz durch das Feedback des anderen.

Durch Vertrauensverhältnisse öffnen wir uns.

Wir zeigen uns, wie wir wirklich sind.

Expressionistisch oder introvertiert.

Offen oder verschlossen.

Liebevoll mitfühlend oder kühl distanziert.

Der eine fühlt mit Haut und Haar und hat feinste Antennen für zwischenmenschliche Gefühle.

Er kann sich empathisch in sein Gegenüber hineinversetzen.

Der andere wiederum betrachtet die Emotion rational. Er reagiert meist unaufgeregter und bewahrt einen kühlen Kopf. .

Natürlich gibt es hier nicht nur schwarz und weiß.

Tacheless:

Ich bin ein sehr emotionaler Mensch.

Ich empfange überaus viele Reize aus meiner Umwelt und erlebe Stimmungen anderer intensiv („warum guckt die Kollegin heute Morgen so bedrückt?“).  Außerdem fühle ich mich schnell in Mitmenschen ein und habe eine hohe emotionale Kompetenz.

Nah am Wasser gebaut.

Oftmals dünnhäutig, wenn ich die Emotion nicht ausdrücken bzw. verbalisieren kann.

Gerate ich in eine für mich gefühlsbetonte Konfliktsituation, gibt es für mich erst einmal nur zwei Wege:

Nach vorn Preschen oder Rückzug.

Bei ersterem rede ich mit meinem Gegenüber, schildere meine Gefühle, zeige meine Empfindungen. Dies kann ich gut, wenn mein Gesprächspartner mir offen gegenübersteht und mir das Gefühl vermittelt, dass er mich verstehen möchte – auch wenn ich anderer Meinung bin als er.

Reden wir dann unvoreingenommen, wertfrei und kritikfähig miteinander, entsteht eine Art „emotionale Wärme“ in mir.

Ich fühle mich wohl, geborgen und gut aufgehoben mit meinen Gedanken dazu. Gibt es dann auch die körperliche Reaktion, zum Beispiel, dass ich in den Arm genommen werde, dann fühle ich mich sicher. Dies funktioniert auch andersherum, wenn mein Gegenüber all seine Scham ablegt und seinen Gefühlen nachgibt. Dann habe ich die Möglichkeit, in zu halten.

Wir fühlen uns dann tief verstanden.

Für mich vergleichbar mit einem inneren „Flow“- Zustand, der alles so klar und einfach fühlen lässt (wie an einem fröhlichen Abend mit Freunden am Lagerfeuer, wo es zeitweise keine Sorgen zu geben scheint).

Bei emotionalem Rückzug dagegen nehme ich innerlich Abstand zur Situation ein.

Ich verstecke meine wahren Gefühle.

Eingepacktes Gefühl in ein Vakuum.

Eingekerkert in eine verborgene Herzkammer.

Körperliche Reaktionen spüre ich, weil ich fahrig, unausgeglichen, gleichgültig werde.

In dem Moment rebelliert mein inneres Kind. Ein erworbenes Trotzverhalten, in dessen Folge ich vermeide, in ähnliche gefühlsbetonte Gegebenheiten zu geraten.

Wird dies zur Gewohnheit, verleugne ich mich selbst.

Im Laufe meiner persönlichen Entwicklung hat sich gezeigt, dass mein Weg das Ausdrücken meiner eigenen Gefühle sein muss.

Ich ersticke daran, wenn ich meinem emotionalen Bedürfnis nach Kommunikation nicht nachgebe.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass ich unkontrolliert mit eigenen Gefühlen um mich werfen muss.

Es bedeutet, dass ich in meinem Gefühl bleibe.

Das ich zu mir stehe.

Das ich mich dem anderen mitteile.

Jeder hat seine eigene Strategie mit der gerade gegenwärtigen Gefühlsregung umzugehen.

Was fühlt sich für dich gut an ?

Was brauchst du emotional gerade ?

Wie kann dir dein Gegenüber dabei helfen ?

Es ist wichtig, dass jeder dabei Menschen findet, denen er ungefiltert gegenüber treten kann.

Denen er seine freudigen und schmerzhaften Gefühle mitteilen darf.

Bei denen er so sein und fühlen darf, wie er ist.

Überbetont emotional oder ausgleichend rational.

Worum es geht ist doch, dass Leben mit Gefühl betrachten.

Offen sein für einen Perspektivwechsel.

Offen bleiben gegenüber den Gefühle der Anderen.

Offen werden zum eigenen Emotionen leben.

Dazu habe ich für dich noch diese schönen Zeilen aus dem Buch „Zusammen wachsen: Beziehungsgedichte Taschenbuch – 26. Mai 2017 von Ernst Ferstl (*1955), österreichischer Lehrer, Dichter und Aphoristiker:

Überfall

Gestern in der Nacht
überfielen mich
ganz in deiner Nähe –
urplötzlich –
mir bisher unbekannte Gefühle
und zwangen mich,
ihnen
freien Lauf zu lassen.

Sie meinten,
dieser Überfall
wäre schon längst
fällig gewesen.

Du sprachst begeistert:
Sie hatten
vollkommen recht.

 

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