Bauch über Kopf

Foto: Jane

Es ist diese Stimme.
Diese Stimme in deinem Bauch.

Kennst du sie ?

Wenn wichtige Entscheidungen anstehen, wir unschlüssig sind oder uns Ängste beschleichen, meldet sie sich.
Sie rumort in deiner Magengegend, wenn du grübelst und sie lässt dich manchmal zweifeln.
Doch oftmals gibt sie den Ausschlag dazu, dass du eine Entscheidung für dich richtig treffen kannst.

Ich arbeitete 8 Jahre lang in einer ambulanten onkologischen Praxis im Bereich Klinischer Studien. Ich hatte zuvor im Jahr 2008 eine Teilzeitstelle in einem Städtischen Krankenhaus für diese Vollzeitstelle in der Niederlassung verlassen. 2010 wollte ich mich beruflich verändern und bewarb mich auch auf eine Stelle in der größten Klinik der Stadt.
Sie wollten mich einstellen und ich war bereits in der Vertragsverhandlung. Als ich kündigte, bot mir mein damaliger Chef an, die Leitung der Abteilung für Klinische Studien mit Personalverantwortung zu übernehmen. Er wollte mich behalten und ich bat um ein wenig Bedenkzeit. Ich wog das Für und Wider ab und immer wieder vernahm ich eine zögerliche Bauchstimme. In dessen Folge entschied ich mich dafür, die Leitungsfunktion zu übernehmen und mich der neuen Aufgabe im alten Unternehmen zu stellen.
Mein Bauch hatte mir dazu geraten, noch zu bleiben.

Hörst du auf dein sensibelstes Organ ?

In allen Bereichen unseres täglichen Lebens treffen wir hunderte Entscheidungen.
Was wir morgens anziehen, ob wir unsere gewohnte Strecke zur Arbeit fahren oder einen Umweg machen.

Treffen wir uns zum Mittag mit der alten Arbeitskollegin oder machen wir lieber einen Spaziergang allein durch den Park, um den Kopf frei zu bekommen ?
Sagen wir auf Arbeit auch mal Nein, damit wir unsere To-Do-Liste abarbeiten können oder lassen wir uns einspannen, obwohl wir gar keine Kapazitäten mehr haben ?
Als Feierabendprogramm lieber Entspannung in der Sauna oder Kino-Besuch mit Actionfilm und Popcorn ?

Freie Wahl

Diese haben wir meistens.
Das hängt vor allem davon ab, wie sehr wir uns an diesem Tag oder in jeweiliger Situation sozial verpflichtet fühlen (Kollegin treffen vs. Ruhe im Park…).

Sind es keine Alltagsentscheidungen, sondern einschneidende Veränderungen, die an unseren Entschluss geknüpft sind, sieht es anders aus:

Bauch vs. Kopf

Ende des Jahres 2015 stand ich erneut vor der Entscheidung, ob ich mich beruflich weiterentwickeln möchte.
Ich lebte mit einem 2-jährigen Kleinkind in Trennung vom Kindsvater und suchte gerade eine kleinere Wohnung für uns und den Hund. In dieser gefühlt unsicheren Zeit kam das Stellenangebot.
Ich musste viel weiter fahren. Ich hatte weniger Urlaub und neben einem völlig neuen Aufgabengebiet auch noch ein komplett neues Team um mich. Diesen realistisch-kritischen Blick verschaffte mir mein Verstand.
Wie sollte ich das gut bewältigen ?

Mein Bauch antwortete etwas später und zögerlicher.
Er zeigte mir das Ende der Komfortzone auf: ein neues, spannendes, besser bezahltes Tätigkeitsfeld, das Kennenlernen neuer sympathischer Kollegen und herausfordernde Perspektiven für die Zukunft. Ich hatte Respekt vor einem derartigen Neustart in so vielen Lebensbereichen gleichzeitig. Dennoch trieb mich die innere Kraft aus der Mitte voran, den Schritt zu wagen. Bis heute, 2 Jahre später, habe ich es nicht bereut.

Diese positive Erfahrung war neben einigen anderen in den letzten Jahren maßgebend, um intuitiver aus dem Bauch heraus zu entscheiden und meine Emotionen zu leben.

Erfahrungsgemäß kommen gewisse (Ent-) Scheidewege wieder und wieder, bis du einen Entschluss getroffen hast.
Und zwar den, der neben deinem Herz und Verstand auch diese zarte Stimme im Bauch berücksichtigt.

Dein Kopf allein wird dich stets rational und vernünftig beraten, jedoch den emotionalen Anteil in dir unzureichend berücksichtigen.
Das Herz wird dich mit blinden Gefühlen überschütten: überschwängliche Freude, Zweifel, Angst vor Veränderung, Versagensängsten usw., aber den klaren Blick deiner Entscheidungskraft vernebeln.
Der Bauch liegt dazwischen wie ein intuitiver Kompass.

Zwischen Herz und Hirn

Es wird immer situations- und persönlichkeitsabhängig sein, welcher Teil sich in dir am stärksten meldet.
Vor allem dann, wenn es beispielsweise nur den sachlichen Weg geben darf.

Einfach weil es so vernünftig ist.
Oder gesellschaftlich besser akzeptiert.
Aber auch, weil es eben sein muss, um mit schweren, inneren Themen besser abschließen zu können.

Gesunder Mittelweg

Ich wünsche mir eine sich immer gut anfühlende Balance zwischen durchdachter Kopfstimme und instinktiver Bauch-Herzstimme.

Kein Schwarz-Weiß, sondern Nuancen dazwischen.
Eine bunte Palette an Möglichkeiten, frei im Handeln zu sein.

Und nun lass doch einfach deinen Bauch entscheiden, ob dir dieser Artikel gefällt :-).

4

  • Antworten Luisa 21. Januar 2018 um 22:51

    Du hast es so schön in Worte gepackt. Ich stand auch schon mehrmals vor solchen Entscheidungen und es ist immer wieder aber, für mich den richtigen Weg zu finden. Mein Bauch hat mich noch nicht betrogen. Danke für diese schönen Worte
    Liebe Grüße Luisa

    • Antworten Jane 25. Januar 2018 um 10:21

      Liebe Luisa, ich freue mich sehr, dass auch du auf deine Bauchstimme hörst und deine Gedanken teilst. Vielen Dank für deine tollen Worte.
      Liebste Grüße, Jane

  • Antworten Wenn du fliegen willst, mach dich leicht - The inner me 15. Juni 2018 um 20:35

    […] doch. Sich emotional berührt zu fühlen, eins mit dem Moment zu sein – das zählt in Herz und Bauch. Dort fliegen die meisten Schmetterlinge, wenn du verliebt […]

  • Antworten Daria Lelonek 5. November 2021 um 22:58

    Habe dich durch Zufall entdeckt . Konnte gar nicht mit dem Lesen aufhören . Du schreibst aus der Seele heraus .
    Herzlichen Dank

  • ICH FREUE MICH ÜBER DEINEN KOMMENTAR, DEINE ANREGUNGEN, DEINE GEDANKEN

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